Konzept

Animation vereinigt die Ausdrucksmittel fast aller Kunstformen. Dazu werden die besonderen Möglichkeiten, die der Film durch die zeitliche Abfolge von Bildern hat, durch die Animation am konsequentesten genutzt, denn nur hier arbeiteten Regisseur*innen bewusst mit jedem einzelnen Bild der Filmsekunde. Die unendlichen Möglichkeiten, die keiner Phantasie Grenzen setzen, dazu die Genauigkeit im Detail, mit der sich jeder Gedanke auf den Punkt bringen lässt: Diese Faktoren machen die Animation auch zum idealen Kommunikationsmittel. Spektakuläres Ideenfeuerwerk oder klare, reduzierte Visualisierung – die Stärke der Animation ist die Konzentration von komplexen Inhalten auf wenige Sekunden.

Der Studienschwerpunkt Animation an der Kunsthochschule Kassel vermittelt Animation als künstlerische Ausdrucksform und als Mittel der visuellen Kommunikation. Dabei hilft die Nähe zur Freien Kunst, zum Grafikdesign, zu Games, den Neuen Medien und zum Film, die in Kassel räumlich und organisatorisch angelegt ist. Die Professor*innen Kathrin Albers und Martina Bramkamp stellen zusammen mit den künstlerischen Mitarbeiter*innen Franka Sachse und Petra Stipetic ihre Lehrtätigkeit auf die Basis des klassischen Trickfilm-Handwerks. Von dieser Grundlage aus öffnen sie den Weg in die große Vielfalt moderner Animation – von der digitalen Produktionsweise bis zu experimentellen Techniken, interaktiven Erzählformen und transmedialer Verbreitung.

In dem 1979 gegründeten Studienschwerpunkt hat sich im Laufe der Jahre durch die Arbeit der Professoren Jan Lenica, Paul Driessen, Thomas Meyer-Hermann und Andreas Hykade eine ausgeprägte Kultur der narrativen Animation entwickelt. Auch wenn sich Produktionstechniken und Verbreitungswege inzwischen explosionsartig erweitert haben – die Fähigkeit, Geschichten mit animierten Bildern zu erzählen, ist unabhängig von der technischen Entwicklung und wird in Kassel besonders gefördert.

Die Studierenden des Studienschwerpunktes Animation erforschen das Medium in erster Linie durch eigene Projekte. Sie werden ermutigt, selbst entwickelte Konzepte in künstlerischer Eigenverantwortung bis zum vorführbaren Ergebnis zu bringen. Dabei reflektieren Kooperationsbereitschaft und der Austausch untereinander professionelle Arbeitsprozesse. Begleitet von Seminaren und Workshops zu Themen wie Geschichte der Animation, Filmsprache, Animationstechniken, Produktionsmethoden und Medienmarkt werden die Studierenden in allen Produktionsbereichen unterstützt. Das Ziel ist es, die Zukunft der Animation aktiv mitzugestalten. 

Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Die Filme werden im Fernsehen ausgestrahlt und in Wettbewerbsprogrammen auf Festivals rund um den Globus vorgestellt. Sie erhalten renommierte Auszeichnungen. Als Paradebeispiele gelten dafür die an der Kunsthochschule produzierten Puppentrickfilme „Balance“ (1989) von den Brüdern Lauenstein und „Quest“ (1996) von Tyron Montgomery und Thomas Stellmach, die jeweils mit einem Oscar ausgezeichnet wurden.